Geschichte

Woron
Tournée
Auszeichnungen
Berlin
Roloff-Momin, Kultursenator des Landes Berlin, anläßlich der Verleihung des Friedrich-Luft-Preises

"Das Teatr Kreatur ist zur Zeit sicher eines der ästhetisch einfallsreichsten und besessensten Theater in Berlin - nicht nur im Off-Bereich. Teatr Kreatur steht für Worons Art der szenischen Darbietung, bei der Musik, Tanz, Pantomime, Theater, Objekte und Darsteller zu neuen Theaterkreaturen verschmelzen.

Andrej Woron, der Regisseur, ist Maler, und deshalb erzählt er in Bildern.
Es ist die eindringliche Ästhetik seines bizarren, melancholisch-romantischen, manchmal auch grellen Bildertableaus mit dem er Emotionen zu wecken weiß.

Andrej Woron hat nie ein Hehl daraus gemacht. daß er seine sozialisatorischen und emotionalen Wurzeln in der osteuropäischen Kultur und Theatertradition hat und dies seine Arbeit ganz wesentlich bestimmt.

Er steht damit als lebendiges Beispiel für eine lange und fruchtbare Tradition der Kulturstadt Berlin. Nachdrücklich dafür, daß es gerade auch Künsler aus unseren östlichen Nachbarländern waren, die nach Berlin kamen und mit ihren spezifischen Ausdrucksformen und Sichtweisen das hiesige Kulturleben entscheidend mitgeprägt und beeinflußt haben.

Es ist diese Tradition, an die anzuknüpfen, nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs eine der großen Verpflichtungen und Chancen für die Zukunft der Kulturmetropole Berlin bedeutet."
 
 
   
  Wer kann das bezahlen? Die Finanzierung

  Hauptfinanziers sind die Künstler selbst, durch Verzicht. Keine Löhne, keine Gehälter, keine Sozialleistungen. Als "Gesellschafter" erhalten sie das was übrigbleibt. Mal sehr schön und beispielhaft. Auf die Dauer unerträglich. Oder läßt Sie das kalt? Das Siemens-Kulturprogramm organisierte die erste Tournée durch Westdeutschland. Die Courage und das persönliche Engagement der Organisatoren für das gemeinsame Gelingen markieren den Unterschied zwischen Förderern und reinen Geldgebern. Die Kunst braucht beide. Die tatkräftige Unterstützung der Stage Craft hält das Theater technisch und organisatorisch tournéefähig. Diese Art der Unterstützung, zeigt, wie man der Kunst dienen kann. Ein Name für viele. Nach der Faustregel im Stadttheater von 1:5 bestünde der Apparat aus 80 Leuten. Bei Teatr Kreatur besteht der künstlerische Apparat aus Woron und einem Assistenten, der technische aus einem Techniker. Produktion, Administration, Finanzen, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit - noch ein Mensch. Das kann einer allein nicht leisten. Aber wollte er eine angemessen effektive Verwaltung aufbauen, müßte die Hälfte der Künstler ausscheiden. Worons künstlerisches Konzept wäre im Eimer, die Kunst der Verlierer. Ist sie es auch so?

  Grundlage

  ist eine ideelle Partnerschaft von Künstlern und privatem Förderer. Die Künstler und ihre Freunde inszenieren ihre Stücke. Der private Förderer stellt die für die Einrichtung des Theaters und die ersten Inszenierungen erforderlichen Sachmittel zur Verfügung. Darüber hinaus übernimmt er sämtliche organisatorischen und kaufmännischen Aufgaben in Eigenleistung. Niemand erhält Probengagen. 70% der Einnahmen teilen sich die Künstler zu gleichen Teilen, die restlichen 30% tragen zur Deckung der Vorstellungskosten bei.

  Das Private Künstlertheater

  Der Gründungsidee treu, haben Woron und sein Ensemble künstlerisch freie Hand. Der Partner trägt lediglich die alleinige finanzielle und rechtliche Verantwortung für alles, und bietet dafür die nötige Rückendeckung. Das Erfolgsrisiko aber tragen alle gemeinsam! Das nenne ich PRIVATES KÜNSTLERTHEATER.

  Das Theater Am Ufer ab 1997 nach dem Neubau

  Mit vierjähriger Verzögerung, wird der Neubau für Teatr Kreatur übergeben - immer noch unfertig, ohne uneingeschränkte bauaufsichtliche Betriebsgenehmigung. Der Senat mietet den Theaterneubau an und stellt ihn Teatr Kreatur großzügig zur Verfügung. Der künstlerische Beirat kürzt gleichzeitig die Fördermittel ab 1996, um reale sechsundzwanzig Prozent auf 400.000 DM. Das ist ein Viertel des Bedarfs. Dabei behauptet niemand in der Kulturverwaltung, dem Theater eine einnahmeträchtige Immobilie an die Hand zu geben. Wer von denen die eine 99-Plätze Spielstätte oder Probenräume suchen, verfügt denn über entsprechende Mittel? Nein, das Theater kann einzig sinnvoll der Kunst dienen, nicht dem Kommerz. Die 400.000 entsprechen der Summe die den Mitgliedern 1995 aus der Fördersumme als freies Einkommen ausgezahlt wird. Das sind 1.200 DM für jeden Schauspieler, unversteuert, unversichert. Nochmal 1.000 DM kommen, wenn´s optimal läuft, aus eigenen unregelmäßigen Einnahmen auf den Monat gerechnet, auch unversteuert und unversichert! Ab 1996 könnte jeder noch achthundert DM erhalten, bei so radikaler Kürzung der Sachausgaben, daß ein Spielbetrieb nicht aufrechterhalten werden kann. Wozu auch ein Spielbetrieb? Die Fördermittel sollen für die Herstellung von Inszenierungen und Betriebskosten verwendet werden, nicht aber für Vorstellungskosten! Das Förderergebnis soll der Öffentlichkeit also nicht zugänglich gemacht werden. Soll am Ende kommerziel verwertbares Theater gefördert werden? Der private Förderer hat 1996 ausgeholfen und die Betriebs- und Produktionskosten getragen. Seit 1997 ist er dazu nicht mehr bereit. Angesichts des allgemeinen Finanzgebarens des Kultursenators, kann er keinen Mangel in der Staatskasse erkennen, die seinen privaten Einsatz erforderten. Sagt er immer wieder. An der Stelle steht er nicht zu seinem Wort.

  Für 2001 und 2002 streicht die Kulturverwaltung die Mittel für den Theaterbetrieb komplett. Teatr Kreatur soll in den beiden Jahren nur jeweils eine Neuinszenierung machen und wird dafür mit 250.000 DM gefördert. Hintergrund: Wegen der Finanzkrise des Landes Berlin will die Kulturverwaltung den Betrieb unseres Theaters einer bestehenden städtischen Kultureinrichtung übertragen, die den Betrieb ohne eine Etaterhöhung optimal nutzen soll. Deshalb soll der Theaterleiter und Förderer ab 2001 neben der Teatr Kreatur Neuinszenierung keine weitere Nutzung für das Theater planen. Es findet sich keine städtische Kultureinrichtung, die den Betrieb ohne Etaterhöhung übernimmt. Wir aber sollen nicht und können demzufolge auch nicht einmal während der Proben der Neuinszenierung einen Vorstellungsbetrieb unterhalten. Die Landesplaner haben auch übersehen, daß die komplette Theatereinrichtung zu hundert Prozent uns gehört, die wir mit Teatr Kreatur das Theater Am Ufer aufgebaut haben. Wir haben dem Land Berlin angeboten, unsere Einrichtung außerhalb der uns eingeräumten Nutzungszeit kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der Betreiber, der ohnehin Personal und Technik für die effiziente Gesamtbetriebsplanung brauche, solle dafür uns auch keine Betriebskosten (Strom, Reinigung, Techniker) berechnen. Dies ebenso günstige wie unkomplizierte Angebot wurde bislang abgelehnt. Es kam zu keiner Vereinbarung. Ist das Theater nun geschlossen, weil es aus Landessicht keinen Betreiber hat? Oder besteht das Theater Am Ufer fort, weil wir als tatsächliche Betreiber die weiterlaufenden Betriebskosten tragen und sogar planungswidrig einen kleinen Proben- und Vorstellungsbetrieb aufrechterhalten haben? Wir haben das nur nicht hinausposaunt und den senatsseitigen Falschmeldungen nicht öffentlich widersprochen.

  Es ist hohe Zeit, zwischen kommerzialisierbarer Kultur und förderungsbedürftiger Kunst zu unterscheiden, auch zwischen Kunstförderern und Kulturunternehmern. Kunst, die sich nur in freier Selbstbestimmung entfalten kann, bedarf der aufmerksamen Fürsorge. Der Staat, der die Kultur- und Kunstfinanzierung zu einer hoheitlichen Angelegenheit gemacht hat, muß jetzt die Privaten mit Anregung und Hilfestellung als Partner für eine dauerhafte Förderung der Bühnenkunst gewinnen. Gemeinsam können wir das bezahlen.

  Fernsehen prägt: Das Theater mit 3sat
  "Ein Stück vom Paradies" beginnt mit dem ungewöhnlichen filmischen Ergebnis der kontinuierlichen Zusammenarbeit von ZDF/3sat und Teatr Kreatur. Seit den "Zimtläden" hat die Redaktionsgruppe "Foyer" den Weg von Teatr Kreatur begleitet. Dabei hat sich die Fernsehproduktion nicht mit bloßen Aufzeichungen begnügt, sondern versucht, die Inszenierung mit ihrer Idee aufzugreifen und sie durch gemeinsam erarbeitete filmische Akzente so für den Bildschirm umzusetzen, daß die Aufführung sich auch dem Zuschauer am Fernsehschirm erschließt. Dieses intensive Aufeinandereingehen hat bei "Ein Stück vom Paradies" bereits die Entstehung der Bühnenfassung mitbestimmt, ein idealer Fall der Kooperation von Theater und Medien. Die dritte Teatr Kreatur Uraufführung entsteht bereits in der Bühnenfassung in Zusammenarbeit mit 3sat. Der Sender produziert mit und für Teatr Kreatur den Schwarzweißfilm für den Prolog des Stückes. Ein Ergebnis der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit 3sat. 1999 produziert 3sat mit uns in Weimar die Fernsehfassung von "Frankenstein - Genus Avium" parallel zu den Bühnenproben. So kann die Fernsehfassung bei 3sat schon am 25. September 1999 ausgestrahlt werden, nur vier Tage nach der Bühnenuraufführung. Seit Eröfffnung des digitalen "Theaterkanal" des ZDF sind die Produktionen auch dort zu sehen. Fernsehen von seiner besten Seite.