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Liebe und Anarchie Andrej Worons Teatr
Kreatur "Weniger Inhalt, mehr Form! Ach, wie würde der Welt dieser Verlust an Inhalt nützen. Mehr Bescheidenheit in den Ansichten, mehr Zurückhaltung in den Ansprüchen und die Welt wäre vollkommen",schreibt Bruno Schulz. Basierend auf dessen "Zimtläden" feierte Andrej Worons Teatr Kreatur 1990 sein Berliner Debut. Der Form- und Bilderwelt von Bruno Schulz, dem Kosmos von Witold Gombrowicz und der Magie von Tandeusz Kantors Theater blieb und bleibt Andrej Woron treu. Ausgehend von dem Text "Sanatorium Zur Todesanzeige" (besser: Sanatorium "Zur Sanduhr") begegnen wir einigen Figuren aus den "Zimtläden" wieder. Der staunende Bruno beschwört die phantastische Welt seines Vaters, ein echter Demiurg, herauf. Eine Zeitreise beginnt, zurück in die Zukunft, in die Kindheit und Freiheit: "Da die Zeit zu eng wird für alle Ereignisse, hat sie Nebengleise. Nur keine Angst, man kann auf ihnen abbiegen und die illegalen Geschehnisse auf ihnen abrollen lassen. Wer weiß, vielleicht fahren wir längst auf ihnen." Vater Schulz lebt in einer Arche Noah aus Fabelwesen und Geschichten, ein letzter Anarchist, von seinem Sohn vergöttert. Wie der Vater, der sich längst nicht mehr um den Laden kümmert, möchte Bruno fliegen können. Und je mehr er den Figuren jener Zeit wieder begegnet, Szloma, Adela, der Mutter, den Gehilfen Dodo und Edzio, umso mehr wird er selbst Teil dieses Illusionstheaters. Bruno wachsen, je mehr er die verlorene Sache der Poesie verteidigt, Flügel und Andrej Woron führt uns auf die Nebengleise unserer Zeiten. Ein Panoptikum beginnt zu leben, Jozef (Brunos Alter Ego) geht noch einmal durch die Jahreszeiten und zwischen Frühling, der Liebe zu Bianka und dem Herbst, der dunklen Ankündigung des Zerfalls, enthüllt Worons Theater, Bild für Bild, ein stets neues Panorama. Und wir fahren auf seiner Arche Noah stromaufwärts zurück zu den scheinbar gekappten Wurzeln. |